Arthur Køpckes Arkiv
1959-07-07
Sender
Werner Höll
Recipient
Arthur Køpcke
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Transcription
Reutlingen, 7.7.59
Lieber Herr Köpcke,
Dank für die Karte zu
Ihrer Ausstellung! Ich gratuliere Ihnen.
Das Bild auf der Repro seht gut aus
und macht auf die Farben begierig.
Mme Hettner erzählte schon dass Sie malen
das überraschte mich aber nicht. Ihre
Malerei ist auch ein Ausweg für Ihren
Untersuchungen als Kunsthändler:
sie verschafft Ihnen vertrauen in Ihre
Fachkenntnisse. Natürlich würde ich
gerne Originale sehen - vielleicht gibt
es sich einmal. Ich bin erstaunt
über die Komposition, Ihre Fertigheit [?],
Ihren Reichtum. Sie sammelten
Erfahrungen der Malerei im gründ-
lichen Betrachten der Bilder, die
Ihnen durch die Hände gehen. Das
ist auch ein weg. Weiter viel Glück
und Erfolg!
Verzeihen Sie bitte, dass
ich auf Ihren letzten, langen Brief
noch icht geantwortet habe. Auch
im Augenblick ist mir's nicht gerade
um schreiben. Stecke in der Arbeit
bis übern Kopf. Die Ulmer Aus-
stellung und auch die Selbstkritik in
Paris (an Hand meiner Bilder)
stellen mich [???] vor grosse [?]
Aufgaben.
Die letzten 5 Jahre, seit ich wieder
frei arbeiten kann, habe ich mir eine
Br breite Basis geschaffen: expressiv -
konstruktiv; farbig - graphisch; u.s.w.
und habe mein Vermögen ausgelastet.
Aber auch die Einsichten genutzt
um die Arbeit auf der Wesentlichte rich-
ten zu können: auf das Originale,
auf das originale Raum empfinden.
Ich habe unter meinen Bilder die
jungen [?] ausgesucht, die mir dem Ziel
am nächsten zu rein scheinen und
habe angebaut.
Aber nicht "Serien" sondern Bilder
malen, die auf Distanz besehen
einheitlich wirken! Sehen Sie: im
Kunstbetrieb hat man weniger eigene
Einfälle - daher wird eine Bildidee
industrialisiert - als Serie. Wer aber
allein ist, steht "in der Bilderflut",
die wenigsten werden [?] realisiert. Auch
die Einfälle, die einem sehr oft erst
kommen wenn man bei der Arbeit
(allmählich) im Bild "drin" ist hat
man nur wenn man ohne Unterlass
in der Arbeit steht. Was für das
einzelne Bild gilt, gillt gilt auch
für das Schaffen. Man muss eben
sehen, wie man's aushält. Es ist eine
ordentliche Quälerei, aber ich nehme
sie gerne in Kampf, wenn ich sehe dass
es vorangeht: dass die Bilder ein-
facher werden ohne am Reichtum oder
an Substanz einzubüssen.
2.
Für Paris habe ich etwa 1 Dutzend
[???], die eine Front bilden, was
genügt. Und wenn ich Ihnen mal
wieder was schicken darf, später, wird
es nicht sicher sein eine in sich ge-
schlossene Kollektion zusammen
zu stellen.
Nun möchte ich Ihnen noch
sehr danken, lieber Herr Köpcke, dass
Sie mich Sabine Hettner empfohlen
haben. Das ist eine tüchtige Malerin
und ihre Bilder haben Gewicht - durch die
Farbe - sie arbeitet auch lange an
ihnen. Sehr gute Pariser [?] Schüler [?], nichts
ist kokett, nichts ist oberflächlich
aber alles [???]. Manets späte
Bilder als Massstab. Das wird etwas
heissen! Mme Hettner konnte mir auch
manches [???] sagen.
Ich sah wichtige Ausstellungen:
Bourduas (der Begründer der pa-
zifischen Schule) Le Moal, etwa
30 grosse Formaten, schon beinahe
eine Riessen-Serie, sehr hoher Niveau
auch handwerklich - aber Bourduas
ist interessanter: da spürt man den
Kampf um den Ausdruck, Versuche
und - Spitzen[???].
Dann besuchte ich Hugo Weber,
der von den [???] Schule kommt,
[???] einen sicher guten Schweizer
Maler (symbolisch - alemannisch
also [???]). Und natürlich auch
Théo Kerg, er hat sich in den letzten
2 Jahren sehr zum Wesentlichen hin
entwickelt, zum konzentrierten
Bildbau. Er wird in Oktober ausstellen,
ebenso der schweizer Maler.
Von Nicolaus sah ich auch neue
Bilder, er ist z.Zt. in einem schwierigen
Übergang da er seine konstruktive
Schule [?] abgegeben hat. Man muss ihm
Zeit lassen, er wird viel arbeiten
mussen. Mit der Wohnung hatte er
Glück - er scheint überhaupt eine
glückliche Hand zu haben. [???] [???]
er abseits der schlechten, [???]
[???] Pariser Luft arbeiten & leben
kann. Paris ist auf die Dauer schon
schwer zu ertragen. Meudon, das ist
etwas anderes -
Nun wünsche ich Ihnen allen
Erfolg für Ihre Ausstellung! Wenn
der Sommer hier ist, hören Sie sicher
von mir. Inszwischen
herzliche Grüsse
Ihr
Werner Höll
P.S. Was Sie im Begleitwort [?] auf der Karte
zu Ihrer Ausstellung schreiben, kann
ich nur bestätigen : die Chifferen,
und zwar [?] als Schriftsprache [?] des Malers
für Selbstdarstellung der mit bei-
polaren Spannungen geladenen
[???].